Das Internet im Kalten Krieg

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jonasfitz
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Das Internet im Kalten Krieg

Beitrag von jonasfitz » 17. Mär 2019, 20:45

Nachdem ich bei ARTE die Sendung Mit offenen Karten - Seekabel - Der unsichtbare Krieg gesehen und für sehr gut befunden hatte, folgte ich der Leseempfehlung am Ende der Sendung und besorgte mir das Buch "Internet im Kalten Krieg" von Martin SCHMITT*.

Dieses Buch mit der ISBN 978-3-8376-3681-9 möchte ich im folgenden kurz vorstellen. Dazu zitiere ich zunächst die Rückseite des Buches, um einen Vorgeschmack auf den Inhalt zu geben:
Das Internet ist das dominante Kommunikationsmedium des 21. Jahrhunderts. Nicht zuletzt die Ereignisse um die Enthüllungen von Edward Snowden haben gezeigt, dass es sich zu einem Netzwerk der Freiheit wie auch der Überwachung entwickelt hat.

Wo aber liegen seine Ursprünge? Martin Schmitt bietet eine dringend notwendige Neueinordnung der Geschichte des Internet, indem er dessen Entstehung in den USA von 1967-1975 historisiert. Er verdeutlicht, wie das Internet als kybernetisches System im Kalten Krieg zwischen Gegenkultur, Wissenschaft und Militär konzipiert wurde und dass es von Anfang an sowohl emanzipatorische wie auch überwachende Tendenzen bediente.

Erst durch den Blick auf seine Geschichte kann die Wirkungsweise des Internet in der Gegenwart verstanden werden.
Im Buch werden zunächst kurz die Ursprünge der Digitalgeschichte angerissen, die der Autor Martin Schmitt in der Zeit des Zweiten Weltkrieges ansiedelt (so wurde etwa der Begriff des "bit" ("binary digit") im Jahr 1948 erstmals von Claude Shannon geprägt). Einen Schwerpunkt des Buches nimmt die Frage des Entstehungskontextes des Internets vor dem Hintergrund des Ost-West-Konflikts ein.

Analysiert wird die Vorgeschichte des Internets mittels der Methode der Social Construction of Technology (SCOT). Laut SCOT verkörpert eine Technologie "eine mögliche Lösung für ein Problem, das von Gruppe zu Gruppe ganz unterschiedlich wahrgenommen werden kann".

Kurz gesagt wird im konkreten Fall der Einfluss verschiedener sozialer Gruppen auf die Entwicklung des Internets genauestens durchleuchtet. Es wird erörtert, welche Motivation etwa Wissenschaftler, das Militär und die "New Communalists" (als Teil der gegenkulturellen Bewegung) bei der Entwicklung von kybernetisch inspirierten, vernetzten Systemen hatten.

Angefangen beim ersten computergestützten Luftverteidigungssystem SAGE, über das ARPANET bis hin zum Internet als "Netzwerk der Netzwerke" wird die Entwicklungsgeschichte wissenschaftlich sauber recherchiert nachvollzogen.

Außerdem kommen alle relevanten technologischen Entwicklungen zur Sprache, die dem Internet in seiner heutigen Form den Weg bereiteten.
So lernt man unter anderem, aber nicht zuletzt, über die Praxis der RFCs (Request for Comments), die logischen Ebenen des Internets (Layering), sowie gewisse Standards, die eine einheitliche Kommunikation ermöglichten (etwa die Protokolle TCP/IP).

Den Schreibstil würde ich eher als akademisch bezeichnen, was einerseits den Lesefluss bremst, andererseits aber zu eigenem Nachdenken und mehrmaligem Lesen des Buches bzw. der einzelnen Absätze anregt. Somit trägt der Schreibstil zu einem tieferen Verständnis bei.

Mehr Infos, wie etwa Inhaltsverzeichnis und Leseprobe, direkt beim TRANSCRIPT-Verlag.

Fazit: Die Lektüre des Buches hat sich für mich gelohnt, da ich das Internet, das heute praktisch allgegenwärtig ist, nun besser zu verstehen glaube. Einerseits ist es eine Technologie der Freiheit und Vergemeinschaftung, andererseits eine Technologie der Überwachung und Kontrolle.

Auch das politische Tagesgeschehen (etwa das Vorgehen der USA gegen HUAWEI) lässt sich mit Hilfe des neu gewonnenen Wissens alternativ deuten.

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